Mittwoch, 25. Juli 2007

Theodor Hell: Das sinnreiche Buch


Hell, Theodor: Das sinnreiche Buch; oder Charaden, Räthsel und Logogryphen auf alle Tage im Jahr
Leipzig, bei Gerhard Fleischer d. Jüngern 1812, 410 Seiten









Kategorie: Buchstabenpalindrome
Art: Rätseldichtung

Einige Auszüge daraus:

Am 20. Februar

Was netter ist als nett
Wird bald dich an sich ketten,
Drum dreh' mein Wort herum,
Willst Du dich wirklich retten.
?
Th. Hell

Am 12. April

Einfach im Gewand des Lenzen
Schirm ich meiner Mutter Brust
Hell im Morgenthau zu glänzen,
Ist des Lebens zarte Lust.
Und geschmückt zu Frühlingsfeier
Wog' ich auf der stillen Flur,
Und den schönsten aller Schleier
Web' ich kunstlos der Natur.

Lese r ü c k w ä r t s nun die Zeichen
Und v e r k e h r der Deutung Wort,
Sieh' und ich umfange Leichen,
Trage sie zum Grabe fort.
Bis, zum ew'gen Weltgerichte
Halt ich sie in meinem Arm,
Doch, entfernt vom Sonnenlichte
Wird kein Busen wieder warm.
?
Th. Körner

Am 29. April

Seht, in Sonnenglut geboren,
In der weit entlegnen Zone
Lebt' ich, auf der Väter Thron
Einst zu herrschen, auserkoren.
Da ergriffen mich Gestalten,
Anzuschaun wie Höllengeister,
Wurden meiner Kräfte Meister,
Stets in Banden mich zu halten.

Enger war ich nun verschlossen
Mit den armen Mitgesellen,
Fortgeführt auf wilden Wellen,
Karge Speise nur genossen,
Und als in der Schiffes Raume
Wenig Wasser nur vorhanden,
Wurden glühend meine Banden,
Und die Zunge klebt' am Gaume.

Dreh' dich um, so riefen Töne,
Armer Durstender, daß Kühle
In des heißen Durstes Schwüle
Mit dem Schöpfer dich versöhne!
Rückwärts wand ich mich, da fielen
Tropfen mild erquickend nieder;
O! nehmt mich nicht rückwärts wieder,
Müßt sonst neue Qual erzielen.
?
Th. Hell

Am 30. May

Dreisylbig.
Ich weiß ein Wort, aus fremder Sprach' entsprossen,
Es zeichnet dem, der schnell entschlossen
Zu wollen und zu handeln pflegt,
Indeß ein Andrer lang zuvor erwägt.
Ließ sich des Wortes Schlußlaut nur erweichen;
So würde, leset rückwärts Ihr die Zeichen,
Dies eine Wort in zwei sich umgestalten,
Um einen leisen Vorwurf zu entfalten;
Den Vorwurf spricht, von heißer Lieb' entglüht,
Das Mädchen aus, das überrascht sich sieht:
Es will, so scheint es, trunknem Sinne wehren,
Und doch vermag es, schalkhaft, ihn zu nähren.
Drum glücklich, wem es gilt - aus schönem Mündchen: -
Die Uhr hob aus, - es schlägt ein schönes Stündchen.
?
Bchm.

Am 17. July

Zweisylbig.
Des Sammelns Mühe pfleg' ich anzudeuten,
Auch bin ich dieser Mühe Frucht,
Wenn Ihr mit Wein zu gatten mich versucht,
So mag ein liebes Fest ich Euch zu bereiten.

Umgekehrt
Ich nütz' Euch Menschen durch Geduld und Kraft,
Mein Weib hat Lindrung Manchem schon verschafft,
Wohl gar vermocht, vom Ziehen zu entwöhnen:
Wie mögt Ihr nun mich armes Thier
Zum Danke immer nur verhöhnen? -
Doch fällt mir bei: ich höre ja nach mir
Oft Menschen unter Euch benennen:
Das will als Ehrenrettung ich erkennen.
?
Bchm.

Am 30. July

Mein Wort umfaßt ein Sylbenpaar:
Man kann es fast in jedem Briede finden,
Es pflegt sich gern mit Titeln zu verbinden.
Kehrt Ihr es um, so bleichts das Haar,
Verwundet schwer, zumal die bessern Herzen;
O hütet, hütet Euch vor seinen Schmerzen.
?
Bchm.

Am 17. August

Immer das Beste ist's , der Kern des innern Lebens;
Kleinlicher Handel wird's, les't Ihr von hinten das Wort.
?
W***m.

Am 7. Septbr.

Um in dem ganzen Umfang es zu kennen,
Was, unbewußt, mit süßer Macht
Um meinen Gleichmuth mich gebracht,
Brauch' ich allein mein Wörtchen Dir zu nennen:
Denn, wo ist Eine noch zu finden,
Die so vermöchte Geist und Herz zu binden.

Der muß dem umgekehrten Wörtchen gleichen,
Der dieser Reize Majestät
Mit stolzem Sinne widersteht.
Des Leidens Gipfel muß mein Loos erreichen,
Mein Herz erstarren, gleich dem Worte;
Verschließt sich mir des Hoffens goldne Pforte.
?
Bchm.

Das hier vorgestellte Exemplar befindet sich im Bestand der Staatsbibliothek Berlin:
Signatur Yf397<2>.