Mittwoch, 25. Juli 2007

August Lafontaine: Neueste Charadenlese


Lafontaine, August Heinrich Julius: Neueste Charadenlese, gesammelt auf den Gefilden des Witzes und der Laune: Eine Auswahl sinnreicher Räthsel, Logogryphen und Charaden der vorzüglichesten Dichter
Pesth: Joseph Müller, 1817, 252 Seiten




Kategorie: Buchstabenpalindrome
Art: Rätseldichtung

Auszug der Palindrom-Rätsel aus dem Kapitel "Logogryphen, Anagramme und Palindrome":


4.

In der Vorzeit fabelhaften Tagen,
Stieg einst Jupiter zu mir herab,
Für das stille Glück der Erde gab,
Er den Blitz und seinen Donnerwagen.
Durch der Dichtung Götterkraft getragen,
Lebt mein Nahme noch auf meinem Grab,
Meine Söhne blicken noch herab,
Von dem Himmel, wie die Lieder sagen,
Aber rückwärts sollte man allein,
Mich der Tugend zur Belohnung geben,
Die so oft entbehrt des äußern Schein;
Doch oft muß ich leider den erhebn,
Welcher gern sein eig'nes Schattenbild
In der Todten Heldenglanz verhüllt.
?



6.

In des Feuers starken Gluthen,
Wir es zum Gebrauch geschickt gemacht;
Rückwärts ist's die Tugend jedem Guten,
Welchen sie es wieder allen macht;
Doch das Vorwärts ist dem Bösen,
Rückwärts mir ein Lebensziel gewesen.
?



17.

Nie unterworfen wärest
Du ohne mich, dem Sinnenreiz;
Doch, wenn Du mich verkehrest,
So lieg' ich in der Schweiz.
?



33.

Mein Wort umfasst ein Sylbenpaar;
Man kann es fast in jedem Briefe finden,
Es pflegt sich gern mit Titeln zu verbinden.
Kehrt Ihr es um; so bleicht's das Haar,
Verwundet schwer, zumahl die bessern Herzen;
O hüthet, hüthet Euch vor seinen Schmerzen.
?



45.

Welche Handelsstadt Egyptens, sprich!
Hat verkehrt den Donnergott in sich?
?



46.

Lies es rückwärts oder vor herein,
In der Bibel wird mein Nahme sein.
?



50.

Denkt wer, von mir allein zu leben, gute Leute,
O weh! dann werdet Ihr, was umgekehrt ich deute.
?



58.

Zwey Sylben sind es, die in mir sich paaren.
Obschon Natur mir keine Füße leiht,
So lauf ich doch, allein ich nehme mir Zeit,
(Man wird wohl schwerlich meinen Lauf gewahren)
Und was mir aufstößt auf der stillen Bahn,
Dem bieth ich freundliche Umarmung an.
Jetzt wendet nur die Ordnung meiner Zeichen;
So lauf ich stürmisch durch den düstern Wald
Zumahl, wenn mir des Feindes Stimme schallt.
(Nur schwer bin ich im Laufe zu erreichen)
Und was um Laufe mich zu hindern droht,
Das fall ich an auf Leben und auf Tod.
?



59.

Still empfangen im zarten Keime,
Tritt es hervor in des Himmels Räume,
Und es formt sich zur blühenden schönen Gestalt.
Und die Gottheit segnet's mit heiliger Weihe,
Daß es im Drange der Zeiten gedeihe,
Und es reift mit des Wesens dunkler Gewalt.
Zwar muß es endlich vergehen und erkalten,
Und sinken muß es zur gräulichen Nacht;
Doch strahlt es verjüngt durch des Grabes Spalten,
Im neuen Frühling mit seeliger Pracht.
Liest du es rückwärts, ein Kind der Erde,
Umarmt es die Mutter mit trüber Gebehrde,
Still widerstrebend dem frühen Strahl,
Und wie des Mädchen rosigte Wangen
Ein Schleyer umflattert mit zartem Verlangen,
So webt es sich innig um Berg und um Thal.
Doch glühender wächst die Flamme der Sonnen,
Und es fliegt zerstreut durch das bläuliche Haus,
So ist das Räthsel zur Klarheit zerronnen,
Sprichst du der Deutung Zauberwort aus.
?



60.

Es beugt vor meinem Throne
Ein jeder sein Knie.
Ich herrsch' von Zon' zu Zone,
Mit ewiger Magie.
?


Das hier vorgestellte Exemplar befindet sich im digitalisierten Bestand der Google-Buchsuche und ist dort vollständig online zugänglich.