Frick, J.: 500 Rätsel und Rätselscherze für Jung und Alt. Ein Bringmichraus für Schul und Haus
Ravensburg, Otto Maier o.J. [ca. 1920], 89 Seiten
Kategorie: Buchstabenpalindrome
Art: volkstümliche Rätseldichtung
Es kommt nicht immer auf die Dicke an! Dieses unscheinbare Buch ist mit 30 Palindrom-Rätseln eines der reichhaltigsten überhaupt:
202.
Alles, was die Erde hegt,Was sich in den Lüften regt,
Freut sich meiner innig.
Umgekehrt, zieh' ich durchs Tal
Und verhüll der Sonne Strahl
Nie willkommen bin ich.
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203.
Du findest mich stets,Du magst mich nun lesen
Von vorne, von hinten,
Stets bin ich gewesen,
Stets bleibe ich auch
Nach altem Gebrauch.
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204.
Als Frucht trat ich dir schon auf deutscher Flur entgegen.Ein großer Staat bin ich in Asien gelegen.
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205.
Für ein rotes Gemüse verkauft er der Erstgeburt Rechte.Rückwärts wechselt sie stets, ändert oft launisch die Form.
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206.
Räuber, Mörder und VerbrecherEingesperrt sind hinter mir;
Aber rückwärts ißt der Zecher
Mit Behagen mich zum Bier.
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207.
Wer in mir ruht, weiß nichts von Müh.Kehrst du mich um, nähr' ich das Vieh.
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208.
Fort! ich fürchte deinen Hieb;Umgekehrt bist du mir lieb.
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209.
Hast du auch vor- und rückwärts mich gelesen,Bin ich doch immer seitwärts nur gewesen.
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210.
Du magst mich vorwärts oder rückwärts lesen,An jeder Küste bin ich oft gewesen.
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211.
Ließ oder miß von vorn, miß oder lies von hinten,Du wirst mich immer gleich an Sinn und Länge finden!
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212.
Lies vorwärts oder rückwärts mich,Derselbe Vogel bleibe ich!
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213.
Vorwärts ein liebender Bruder war er der Gemahlin Isaaks.Rückwärts ein treuloser Mann, David feindlich gesinnt.
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214.
Vorwärts - siehst du's beim Gelehrten,Voll von Büchern, groß und klein; -
Umgekehrt, - gebraucht's der Müde,
Will er ruhig schlafen ein.
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215.
Beginn' das Wort da, wo's beliebt,Der Sinn wird dadurch nicht getrübt;
Es müssen's einst wir alle werden,
Die wir noch leben hier auf Erden.
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216.
Vorwärts gelesen künd ich michAls ein Ahnfrau dir;
Liest du mich rückwärts, dann bin ich
Als Gruß der Grüße Zier.
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217.
Ob es von vorne oder rückwärts wird gelesen,Stets liegt etwas Bestechliches in seinem Wesen;
Im ersten Falle Schmuck, Verschönerung es bedeutet,
Im zweiten Falle, was die Sinne lockt, verleitet.
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218.
Gar mächtig ist's in seinem Bau,Erhebt dein Herz zum ew'gen Licht,
Und drehst du's um, trägt es zur Schau,
Was heute dem Geschmack entspricht.
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219.
Als eine Stadt in deutschem Land,Bin einem jeden ich bekannt;
Doch, wenn verstellt sind meine Zeichen,
Da muß nach Mähren ich dann weichen;
Dort aber gelt' ich auch als Stadt,
Die immerhin Bedeutung hat.
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220.
Mächtiger Lebensnerv du! ob weiblich genannt oder sächlich,Alle, welchen du fehlst, sind Bettler oder sind schwächlich!
Rückwärts gelesen - bedeckt es die Messen mit bunten Gestalten,
Kommt nun, ihr Leser und sucht, - es ist Beides im Rätsel enthalten.
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221.
Die wird doch wohl die Stadt genannt,Die - wird ihr Name umgewandt -
Dem Aug' und Uhr ein Wörtchen beut,
Das den, der es empfängt, erfreut.
Daß das Erröten nicht zu schwer,
Sag' ich dir jetzt noch etwas mehr:
Daß nämlich die gedachte Stadt
Zum Herrn den Herrscher Ungarns hat.
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222.
Unter den AltenGöttergestalten
Ward dereinst er hochverehrt,
Dessen Name zeigt verkehrt
Eine Stadt auf engem Land
Zwischen zweier Meere Strand.
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223.
Ob du auch rückwärts wendest mich,Bleib' ich doch wie vorher,
Erschöpfend unveränderlich
Bis auf den Grund das Meer.
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224.
Du magst mich vor und rückwärts lesen,Ich bleibe stets, was ich gewesen,
Versehe mein Geschäft ganz wacker,
Ich mach' den Bauern mürb den Acker.
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225.
Du magst, wie immer willst, mich lesen,Du triffst auf mir ein hitzig Wesen,
Vom Schmied und Schlosser angefacht,
Das schnell das Eisen weicher macht.
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226.
Was nicht ihr nennt mit dem von vorne,Das eignet euch nicht trügerisch zu,
Sonst kommt es umgekehrt im Zorne
Und raubt euch des Gewissens Ruh'.
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227.
Ist es nicht ein artig Wesen,Dieses kleine Wörtlein hier?
Kannst es vor und rückwärts lesen,
Gibt es Frag' und Antwort hier.
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228.
Jüdische Weisheit aus Dichters MundTut dir das Wort, das meinige, kund;
Rückwärts lies es, und es umblüht
Grieschiche Anmut dein Gemüt!
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229.
Es ist mein Sinn zur Weiblichkeit gerichtet;Ich steh vor ihr jahrhundertlang.
Es wird auch manchem vor mir bang,
Er wird durch mich zur Wahrheit streng verpflichtet.
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230.
Vom sehnenden Blicke des sterbenden Sehers verklärtStrahlst du, erhabener Berg, zeigst ihm das heilige Land.
Scheidend nur durft es begrüßen der Führer des jüdischen Volkes;
Segen vermittelnd im Tod, wie er's im Leben getan.
Lies verkehrt nun die Silben, die gleichfalls die Richtung dir zeigen,
Wo das verheißene Land, deiner Pilgerfahrt Ziel?
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231.
Noch sitzt auf halbverfallnem Throne,Noch hält die längst bestrittne Krone
Die alte Königin der Welt.
Ob sie wohl je vom Throne fällt?
Vielleicht; doch lies'st du sie von hinten,
So wirst du einen König finden,
Der herrscht, seitdem die Welt besteht,
Das Reich nur mit der Welt vergeht;
Sie schießt nicht ewige Donnerkeile,
Doch ewig treffen seine Pfeile.
(Hauff.)
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Querverweise:
- Nr. 208 enthalten in Elm, Hugo: Zehn Schock Knack-Nüsse (1877)
- Nr. 203, 227, 231 enthalten in Freund, E. S.: Rätselschatz (1885)
- Nr. 202, 203, 207, 208, 209, 210, 211, 212, 214, 215, 224, 222, 225, 227 enthalten in Thiele, Johannes: Kunterbunter Rätselspaß (2005), S. 85-88