Mittwoch, 25. Juli 2007

Die Edda: Gudrunarkvida II. 22


Lüning, Hermann: Die Edda: Eine Sammlung altnordischer Götter- und Heldenlieder. Urschrift mit erklärenden anmerkungen, glossar und einleitung, altnordischer mythologie und grammatik
Zürich, Meter & Zeller 1859, 670 Seiten





Kategorie: Runen-Palindrom
Art: Interpretation

In diesem Buch findet sich auf Seite 424 ein interessanter Deutungsversuch zu einer Stelle im zweiten Gudrunenlied (Guðrúnarkviða önnur):

22
In das Horn hatten sie allerhand Stäbe
Röthlich geritzt; ich errieth sie nicht.
Den langen Lindwurm des Lands der Haddinge,
Ungeschnittne Aehre und Eingang von Tieren.


Hermann Lüning schreibt in einer Anmerkung dazu:
Die runen waren auf der inneren seite des horns eingeschnitten und erschienen ihr daher, durch das getränk hindurch, halb verschwimmend und "geröthet". [ ] der "lange haidefisch des Haddingialandes" ist eine umschreibung für "schlange" und damit meint Gudrun das runenzeichen [#1] (die rune sol, zeichen für S), die "ungeschnittene ähre" ist das runenzeichen [#2] (fe, F); der "rachen der thiere" ist das Runenzeichen [#3] (ur, U oder O). Diese drei zeichen, S, U (O), F ergeben das wort sof, schlaf [ ]; rückwärts gelesen ist es das wort fus, und beide Wörter zusammengesetzt sof - fus, zum schlaf geneigt, einschlummernd; Gudrun soll, durch die Wirkung des zaubers, ihren schmerz verschlummern, vergessen. Auf diese weise erklärt Liljegren (runlära p.10) diese Stelle, an welcher die Erklärer so viel herumgerathen haben.

(eckige Klammern mit Verweis auf randständige Runenabbildung von mir. Bei Lüning innerhalb des Textes)
Da die angesprochene Originalstelle in "Run-lära" (1832) ein Sator-Quadrat enthält, ist anzunehmen, dass Johan Gustaf Liljegren tatsächlich von einem Runen-Palindrom ausging.

Das hier vorgestellte Exemplar befindet sich im digitalisierten Bestand der Google-Buchsuche und ist dort vollständig online zugänglich.