Mittwoch, 25. Juli 2007

Das ABC cum notis variorum II


Das ABC cum notis variorum, herausgegeben von einem dessen Nahmen im A.B.C. stehet. Erster und Ander Theil
Leipzig und Dresden, Miethe & Richter 1703, 288 Seiten









Kategorie: Buchstabenpalindrome
Art: Erwähnung

"§. 299. Gleich wie im ersten Theile dieses A.B.C. cum Notis Variorum allerhand Anagrammata beygebracht worden; also soll es auch in diesem andern Theile daran nicht mangeln."
Da verspricht der anonyme Verfasser auf Seite 242 nicht zu viel. In der umfangreichen Sammlung überwiegend lateinischer Anagramme finden sich auch hier wiederum ein paar deutsche. Hinter einigen verbergen sich Palindrome:
Redel - Edler/ Leder
Seel - lese / Esel
Borg - grob
Graß - Sarg
Rhe - Ehr
Das Wort "Regen" wird hier übrigens mit dem Anagramm "gerne" in Verbindung gebracht.


Auf Seite 250f heißt es weiter:
Wir wollen noch etwas reden von dem Anagrammatismo, Wort-Buchstaben-Wechsel/ da man die Buchstaben umsetzet / verwechselt / andere schöne Wörter und Sensum herausbringet / dieselben ausarbeitet / und auff die Person ziehet / welche den Nahmen geführet: und ist dieses ein herrlicher Lusus ingenii, da kluge Köpffe sich hervorthun / und bißweilen gelehrte Sachen ans Tage-Licht legen / die sich wohl sehen und hören lassen. Ein Gelehrter schreibt von selben also: Exacuat ingenium anagrammatum palaestra, in inveniendo prudentiam, in elaborando varietatem, in exornado svavitatem, in absolvendo efficiam. Die Ubung in dem Wort-Wechsel soll schärffen den Verstand/ und weisen in Erfinden die Klugheit / in der Ausarbeitung die Veränderung / in der Auszierung die Lieblichkeit / und in der Ausfertigung / was sie thun könne. Ein anderer schreibet hiervon also. Nec datur ingenii majus delicium aut laboris obsonium scriptione anagrammatica animorum pabula & oblectamenta. Es ist dem Verstande keine grössere Lust / oder bey der Arbeit eine bessere Kost als Anagrammata zu schreiben / denn sie ernehren und belustigen die Gemüther. Der grosse Scaliger giebt dieses Gleichniß. Gleichwie die Sonnen-Strahlen durch einen Spiegel auffgefangen / mehr Wärme haben: also belustiget das Lob vornehmer Männer mehr / wenn es durch solchen Buchstaben-Wechsel der Welt vorgeleget wird. Und anderweit spricht er: Wie grüne Sachen der Menschen Augen erquicken / also ergötzen die Anagrammata die Gemüther. [ ] Der Jesuite Joh. Kviathiviez in seiner Svada Civili p. m. 132. gibt vor / es erforderten die Anagrammata mehr Mühe als Klugheit / ich weiß aber nicht / ob es so wahr geredet / denn die Mühe thuts gewißlich alleine nicht / es muß die Sache auch ein Geschicke kriegen / der tausende würde sich wohl die Mühe nehmen / etwas zu machen / aber er würde das Geschick und die Glückseligkeit nicht haben. Es sagt aber der Jesuite: erstlich wäre das ein Anagramma oder Buchstaben-Wechsel / wenn ganze Wörter zurücke gelesen werden / als: Roma, amor; und amor, Roma; aura, arua; nemo, omen; sum, mus; oro, dahin ziehet er den Vers: Belligerabo facris, nec probo dicta patrum, ist ein Pentameter, zurücke aber wird er ein Hexameter. Patrum dicta probo, nec facris belligerabo. Welche sonst Versus cancrini oder Krebs-Verse genennet werden. Zum andern/ sagt er/ werde ein Buchstaben-Wechsel / wenn man die Wörter aus ein ander nimt / und andere Wörter daraus macht / und das ist demnach die rechte Art / er führet auch etliche bekandte Wörter an: als aus Lucianus wird Calvinus; aus Maria Magdalena grandia mala mea; aus Eucharistia Cithara Jesu; aus Ursula Laurus; aus Ignatius Lojola; o Ignis illatus a Deo; (hier aber irret er/) aus Paulus Apostolus, tu populos saluas; aus Albertus, ter albus; aus Bartholomaeus; ah Sol beatorum! Neulicher Zeit hat man den grosse Leopold so gemacht / Leopoldus, pelle duos, oder duplo sole.

Das hier vorgestellte Exemplar befindet sich im digitalisierten Bestand der Google-Buchsuche und ist dort vollständig online zugänglich.