Montag, 24. September 2007

Mo(nu)ment mal III

Neuigkeiten von der im Internet stattfindenden Weltmeisterschaft im Palindrommarathon: vor gut einem Jahr aus der hintersten Reihe gestartet, haben wir uns jetzt auf den 2. Platz vorgearbeitet und soeben die Polen hinter uns gelassen. Dem Ausnahmetalent Tadeusz Morawski war nach einer Wegstrecke von 32213 Buchstaben die Sprache ausgegangen. Oder die Lust? Die Puste? Ich glaube, an irgendeinem Punkt macht das keinen großen Unterschied mehr ;) Es gibt wahrscheinlich in allen Sprachen nur sehr beschränkte Möglichkeiten, palindrome Sätze zu bilden. Diese ewig wiederkehrenden Konstellationen geben einem irgendwann das Gefühl, nur noch im Kreis zu laufen, die gewohnten Pfade immer breiter auszulatschen. Rekorde hin oder her - ohne Wegzehrung geht es nicht und das wurden für mich einige liebgewonnene Fundstücke von unterwegs. Aus dem Roman mitsamt den Spiegelbildern extrahiert:
Letzte Segelohrenhabe: gewesene Gleitsegel.
~lege Stiel genese. Wegebahner hole! Gesetzte l~

Diva & Demut? So pudert sie Gebeine, Glasballett-Orthesen.
~ne, Seh-Trottel = Labsal. Genie, beigeistre du Postume: David

Fahre bei Feuersee Markamnesie weg: Altkram. Endlüge.
~e güldne Marktlageweisen? Makramees Reue (fieberhaf~

Panade im Bratstreik ramponiert.
~t rein, OP markiert: starb, mied Anap~

He, Agonie! Stets eure geborstne "Menno"-Särge. Welken erhabne Totenbetten?
~nett? Ebne Totenbahre ekle weg. Räsonnements Robe: Geruestetsein. O Gaeh~

Notaufnahmelager: eigene, heile Betonröhre?
~er Hörnote. Beliehene Gier egalem Hanf u.a. Ton~

Du ABC nenn: "O Weg bei Laib im Anbeginn, o Webrand im Abrakadabra."
~arbad a) Karbamidnarbe, wonnige b) Namibia, liebgewonnen c) Baud~

Nun hör die stumme Domina, morse bei Ledergurt.
~trug rede: Liebesroman im Odem. Mut sei Dröhnun~

In eine Vita luge: resorbierbar unheilbarer Haft im Diesseits - steuerfrei: Vermodrung!
~g. Nur Dom-Revier freuet's: stiess Eid-Mitfahrer ab, lieh nur Abreibrose; Regulative nie. Ni~

Ruhegeld nahe bei Weltsühne: drei Gebete.
~ete. Begierden hüstle. Wie? Behandle Gehur~
Was mir seit einiger Zeit bei den Palindromen auffällt, ist eine Art Nullsummenphänomen: je sinniger eine Hälfte gelingt, um so bescheidener scheint die andere. Ich überlasse es dem Leser, das an diesen Beispielen selbst zu beurteilen. Sollte es sich jedoch als zutreffend erweisen, geriete der Glaube an das perfekte, sprach- und inhaltlich in sich geschlossene, Palindrom - zum Mythos. Mal schaun, was das nächste halbe Jahr so bringt ;) Dann nähern wir uns dem führenden Finnen ...

Samstag, 8. September 2007

Palindrome im Comic: Die Simpsons


Groening, Matt: Die Simpsons.
Der ultimative Serienguide 1

Panini Books 2001, 249 Seiten
ISBN 3897483238







Kategorie: Buchstabenpalindrome
Art: Erwähnung
Empfehlung: für Fans

Auf Seite 87 wird hier die Folge "Der Fahrschüler" vorgestellt: "Nach dem Besuch eines 'Spinal Tap'-Konzerts verkündet Bart, dass er Heavy-Metal-Musiker werden will. Homer und Marge unterstützen sein musikalisches Interesse und kaufen ihm eine Gitarre. Doch Bart bekommt das Instrument trotz intensiven Übens nicht in den Griff. Bart nimmt seine Gitarre mit in den Schulbus. Otto hält den Bus an um darauf zu spielen. Als er bemerkt, dass er zu spät kommen wird, rast er mit dem Bus in Richtung Schule und baut einen Unfall. Rektor Skinner findet heraus, dass Otto keinen Führerschein hat und suspendiert ihn."

In dieser Situation kommt es zu folgendem Dialog:
Bart: Wo ist Otto?
Skinner: Otto ist ein Palindrom, das du eine Zeit lang nicht hören wirst.



Groening, Matt: Simpsons Comics.
Sonderband 12: Royale

Panini Books 2003, 159 Seiten
ISBN 3897487608







Kategorie: Buchstabenpalindrome
Art: Erwähnung und Einzeiler
Empfehlung: für Fans

Dieser Band enthält eine spezielle Story "Lisa im Wörterland", in der sie u.a. auch das Rückwärtsland (S. 146f) besucht. Dort stehen auf diversen Schildern verschiedene Satzpalindrome:

Eine gueldne, gute Tugend: luege nie!
Es sind Oednisse.
Reit nie tot ein Tier.
An Irina.
Dreh Magiezettel um, Amulette zeig am Herd.
Na, grosses Essorgan?
Es eilt, Liese!
Ton tut Not.
Sei fein, nie fies!



Die Simpsons - Staffel 1 Folge 2: Bart wird ein Genie

Bart tauscht bei einem Test an der Grundschule sein Arbeitsblatt mit dem des Klassenbesten Martin Prince. Der Schulpsychologe stellt bei ihm dadurch einen IQ von 216 fest, weshalb Bart auf eine Hochbegabtenschule geschickt wird:

Lehrerin:
Bart, mit diesen Schülern teilst du deinen Arbeitsbereich. Das ist Isen Foley.


Foley:
O mems ahib bart rabbi has memo.

Lehrerin:
Foley ist ein Spezialist für Palindrome. Du weißt, Sätze die vorwärts und rückwärts den selben Sinn ergeben. Und das ist Sidney Swift...

Swift:
Trab negrom netug.

Bart:
Was quasselst du da?

Lehrerin:
Ja das ist echt Sidney! Er spricht heute alle Sätze nur noch rückwärts. Er sagte guten Morgen Bart. Tja und das hier ist Cecil ...

Dort kann er sich natürlich nicht einleben und die anderen machen sich über ihn lustig. Völlig am Boden gibt Bart schließlich zu, beim Intelligenztest geschummelt zu haben und kommt wieder auf seine alte Schule.

Dienstag, 4. September 2007

Minas Borboudakis: Piano Works


Borboudakis, Minas: Piano Works
Neos 2007
Audio-CD, 16 Titel, 62:17 Spielzeit
EAN 4260063610011





Web: minasborboudakis.com
Vertrieb: neos-music.de
Hörproben: bücher.de


"Das Palindrom ist ein hübsches Buchstabenspiel, bei der man eine Zeichenkette mit dem gleichen Ergebnis von vorne wie von hinten liest: „Ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie“ ist der politisch heute ganz und gar nicht mehr korrekte Klassiker unter den Satzpalindromen. Minas Borboudakis, 1974 in Heraklion auf Kreta geboren, hat aus der Spielerei ein interessantes Kompositionskonzept entwickelt: Seine viertelstündiges Klaviersolo-Werk „Zykloiden“ ist in fünf Abschnitte aufgeteilt, die viermal um sich selbst kreisen (ABCDE – EDCBA – ABCDE – EDCBA) und sich dabei leicht verändern. Auf diese Weise zettelt Borboudakis, der hier sämtliche Werke komponiert und eingespielt hat, nicht nur ein spannungsreiches Spiel mit Wiederholungen an, sondern auch mit der geschlossenen und offenen Form.

Die einzelnen Teile – ein von Pausen unterbrochener Klimperregen; ein stark rhytmisierter Triller; ein fahles Intermezzo mit Läufen, erneut von Pausen unterbrochen; ein funkiger Tanz im Bassregister, eine manisch fehlerhafte Roboter-Bewegung – sind so klar voneinander unterscheidbar wie fließend ineinander übergehend und bilden durch die Beständigkeit der Taktwechsel und Pausen so etwas wie eine „zerrissene Einheit“.

Abgesehen von diesem stärksten (und jüngsten) Stück Borboudakis’ bieten auch seine anderen Piano-Kompositionen den allergrößten Hörgenuss, allen voran „Palindromia“ (2004), das wie eine Vorstudie zu „Zykloiden“ klingt, und die fünf „Metal Mechanics“, bei denen uns Borboudakis in jeweils anderthalb bis viereinhalb Minuten computermanipulierte Klaviertöne zu Gehör bringt, die in ihrer verzerrten Statik klanglich wie dramaturgisch einen herrlichen Kontrast zu den beharrlich treibenden Rhythmen der Palindrome (und fünf der "Sechs Gedanken" (2002/2003) bilden und diese fantastische CD wunderbar abrunden. Ich bin sicher, wir werden noch viel (gute Musik) von Borboudakis zu hören bekommen - und freue mich schon jetzt auf mehr."

Keith Fullerton Whitman: Track4 (2waysuperimposed)


Whitman, Keith Fullerton: Track4 (2waysuperimposed)
Room 40 2006
Audio-CD, 1 Track, 21:04 Spielzeit







Web: keithfullertonwhitman.com
Label & Hörprobe: room40.org


"Keith Whitman bietet uns ein musikalisches Palindrom. Was war doch das schon wieder, das Palindrom? Genau, von hinten wie von vorn: Anna, Otto, Rotor. Keiths CDr hört sich von hinten (rückwärts gespielt) wie von vorn (normale Laufrichtung) genau gleich an. Wer es ausprobieren kann, möge dies tun und staunen. Du kannst das ja mal mit anderer Musik machen, dann staunste auch Bauklötze, wie das anders klingt. Mit elektronischer Ambientmusik geht das offenbar besser. Die «Crackles» klingen im zweiten Teil anders, daran kannst du das akustische Palindrom ausmachen und erkennen. Eine hübsche kleine Idee, einen schon etwas älteren Track zu nehmen, ihne neu zu arrangieren und zu spiegeln, so dass er auf einundzwanzig Minuten raufkommt. Leise Ambientmusik, elektronische Dronen mit den erwähnten «Crackles», tiefe Bässe, die von irgend woher mitlaufen. Die Klänge muten an, wie fliessendes, tropfendes, plätscherndes Wasser in einem kleinen Behältnis (einer Badewanne?). Streng auf 200 Kopien limitierte Auflage."

Sergej Mohntau: Palindromsongs


Sergej Mohntau: Palindromsongs
non food factory 2006
Audio-CD, 16 Titel, 52:59 Spielzeit
EAN 9005346953578






Hörproben: sergejmohntau.net
Vertrieb: extraplatte.com

"Sergej Mohntau sind Juergen Berlakovich und Thomas Pfeffer. Das Literatur- und Musikperformanceduo gründete sich 1999 und verknüpft seither in abwechselnden Projekten und Performances Musik, Sound und Sprachkunst mit bildnerischen und theatralischen Elementen zu einer eigenständigen Form des literarisch-musikalischen Aktionismus.
Palindromsongs heißt die zweite CD des Musik- und Literaturperformance-Duos Sergej Mohntau und beinhaltet 16 Lieder, die sich der Kunst des akustischen Palindroms widmen. Palindrome sind Texte, die vorwärts wie rückwärts gelesen (den selben) Sinn ergeben. Bei akustischen Palindromen hingegen geht man nicht von der Schrift aus, sondern von der Aussprache. Palindromsongs sind Lieder, die vorwärts und rückwärts gehört werden können, der gesungene und gesprochene Text bleibt dabei gleich.
Sergej Mohntau haben sich auf die Suche nach akustischen Palindromen in deutscher - vornehmlich wienerischer Sprache - gemacht und ihre Funde und Ergebnisse, seien es nun kurze Phrasen („s is eh wes is“), Ausrufe (schau a oasch), Komplimente (fescha chef), lakonische Feststellungen (oida radio) oder auch nur einzelne Worte (sammas) in funkelnd-melancholische Lieder verpackt.
Die Palindromsongs schöpfen sowohl auf musikalischer wie auch auf sprachlicher Ebene Möglichkeiten von vorwärts und rückwärts abgespielten Materials aus. Vorwärts abgespielt klingen die Palindromsongs wie konventionelle Popsongs mit leicht verdrehten Klangeinsprengseln. Werden die Lieder dann umgedreht und von hinten nach vorne abgespielt eröffnen sich eine Reihe überraschender Klänge und Töne. Rückwärts abgespielte Gitarrenglissandi oder Drumbeats geben den Songs einen aus der elektronischen Musik bekannten Klangcharakter, die gesungenen und gesprochenen Texte aber bleiben - bei natürlich leichter Veränderung der Intonierung der Stimmen - dabei inhaltlich immer gleich."
Review by extraplatte.com

Samstag, 1. September 2007

Pimp my word: September

Der Jahreszyklus neigt sich dem Ende zu: 11 Monate liegen bereits hinter uns und alle haben sich zum Palindromismus bekehren lassen - so mehr oder weniger freiwillig ;) Was für einer wird da der letzte sein? Auf jeden Fall mit 9 Buchstaben der längste von allen, so groß, dass gleich drei Mais hineinpassen würden. Viel Raum also für Ärger ... und wenn man sich rebmetpeS so ansieht, scheint sich das zu bewahrheiten. Aber, sehen Sie das auch? Als hätte es eigens dafür eingebaute Sollbruchstellen: reb - Met - Pes! Das erinnert irgendwie an einen vergilbten Zeitungsausschnitt, finde ich. Da noch was Poetisches herauszukitzeln, wird schwierig sein:



Sure-Tuner eitre Vor-Termine.
Grobe gegärt: ebnet Arena Brunei raus?
So nett: ekelhafte Töle geknutet.
Belegbare Solle: Kameras!
Septembert's, streb Met-Pessare makelloser.
Abgelebte Tunke. Gelötet: fahle Ketten.
Ossuarien - urbane Ratenbeträge
geborgen im Retrovertieren: Uterus.

Und wie war das? Egal ;) Hauptsache ist doch, dass tatsächlich alle unsere Monatsnamen Palindrome sind. Ich denke, da haben sie sich einen besonderen Pokal verdient: