Man muss eigentlich gar nicht so weit schweifen, um einen Lösungsansatz in den Händen zu halten, der uns in dieser Frage weiterhilft. Die Technik dafür steckt nämlich mittlerweile in fast jedem Handy ;) Die Rede ist von T9 bzw. iTap, intelligenter Texterkennung also. Manchen hat diese vorwitzige Hellseherei beim SMS-Schreiben bestimmt schon genervt, aber an sich ist es raffiniert: durch eine Trigrammanalyse ermittelt ihr Handy bei jedem Buchstaben die mögliche und wahrscheinliche Nachfolge. Dazu greift es auf ein sprachtypisches Wörterbuch zurück. Gäbe es sowas für Palindrome, wäre man fein raus ;)
Ich will nicht sagen, dass solches zu schaffen leicht ist - aber zumindest der Ansatz gelingt: Bi- und Trigrammverteilung in einem palindromen Fließtext. Als Untersuchungsobjekt diente dabei der Roman mit ca. 3000 Wörtern (Anfang Mai), dessen N-Grammverteilung ich dank einer Spezialsoftware namens CrypTool aufschlüsseln konnte. Und was nützt das? Noch nicht viel: aber wie beim Handy kristallisieren sich auch hier die wahrscheinlichsten Buchstabenkombinationen heraus. Sie könnten jetzt z.B. beschließen, sich ein Palindrom zu basteln: suchen Sie dazu in der Tabelle einen beliebigen Anfangs- und einen nachfolgenden Buchstaben heraus. Welche Verzweigungsmöglichkeiten sich aus dieser Kombination ergeben, verrät Ihnen dann die erscheinende Rangfolge bislang nachgewiesener Trigramme. Genau darin besteht auch die Einschränkung: was nicht existiert, ist entweder kein Palindrom oder ein noch unentdecktes ;) Für die gebräuchlichsten Palindrome funktioniert das aber schon recht gut.
Aber zurück zum ursprünglichen Ansinnen, die Palindromität ganz normaler Wörter erschließen zu wollen. Wäre nun z.B. Regal oder Leben das "bessere" Palindrom? Besser heißt dabei, dass es in palindromen Satzstrukturen häufiger Verwendung fände. Schauen wir dazu in die Trigrammstatistik (Excel-Datei):
Das ist recht deutlich. Die Trigramme aus denen Leben gebildet ist, treten im Durchschnitt etwa doppelt so häufig auf. Was noch nichts heißen muss: im Erhebungszeitraum Mai war das Romanprojekt gerade erst 7 Monate alt. Fertig ausgewachsen könnte er in einigen Jahren vielleicht 10000 Wörter umfassen. Das wäre dann repräsentativer. Und selbst wenn nicht: versuchen Sie mal, einen längeren palindromen Fließtext zu finden ;)
Da es sich hier um Neuland handelt, bin ich so frei, Palindromität vorläufig wie folgt zu definieren:
Damit wird sie sich in einer Größenordnung zwischen 0 und 1000 bewegen. Für Regal ist P = 194 und Leben P = 399. Das scheint mir überschaubar. Einwände können gerne geltend gemacht werden ;)